„Das waren wirklich Profis“: Dr. Ingo Malcher berichtet bei der Vortragsreihe vom Wirecard-Skandal
Der ZEIT-Journalist hat zum Start der Vortragsreihe im Oberlandesgericht Celle Einblicke in seine Recherchen zu einer der größten Unternehmenspleiten der vergangenen Jahrzehnte in Deutschland gegeben
Ein normaler Kontoauszug, nur die vielen Nullen machen stutzig: Mehr als 67 Millionen Euro weist er aus. Dieses Papier zeigt Dr. Ingo Malcher zu Beginn seines Vortrages im Oberlandesgericht Celle. Es war laut dem Journalisten ein wichtiger Hinweis darauf, dass etwas nicht stimmt bei einem der angeblich erfolgreichsten Konzerne Deutschlands.
Dabei geht es beim Wirecard-Skandal nicht um Millionen, sondern um Milliarden. Unter dem Titel „Der Fall Wirecard – die Milliarden-Lüge“ berichtete der ZEIT-Journalist bei der Vortragsreihe von seinen Recherchen zu einem der größten Wirtschaftsskandale der neueren deutschen Geschichte und von einem Konzern, der sich „reich gerechnet“ habe.
Im Jahr 2016 taucht ein hundertseitiger Bericht im Internet auf. Darin ein Bild von einem Reihenhaus in Großbritannien – dem angeblichen Hauptquartier des Konzerns auf der Insel, so Dr. Ingo Malcher. Von der führt die Spur zu dem Kontoauszug, der offenbar gefälscht war, ganz einfach mit Photoshop. „Das berühmte Treuhandkonto“, sagt Dr. Ingo Malcher. Es soll am Ende 1,9 Milliarden Euro ausgewiesen haben.
2020 meldet Wirecard schließlich Insolvenz an. Doch wie konnte es so weit kommen? Haben alle weggesehen? Die Wirtschaftsprüfer, die Aktionäre, die Aufsichtsbehörden? Bei Wirecard jedenfalls arbeiteten Menschen, die im Betrügen und im Lügen sehr gut seien, meint Dr. Ingo Malcher. „Das waren wirklich Profis.“
Vortragsreihe: „Wirklichkeit aufregender als der Tatort“
Doch am Ende muss sich der Chef des Konzerns in München vor Gericht verantworten. Ein wichtiger Akteur des Unternehmens ist untergetaucht: Er soll als Agent in Moskau für den russischen Geheimdienst arbeiten. Ein Hollywood-Drehbuch also oder wie Dr. Ingo Malcher es ausdrückt: „Ich glaube, die Wirklichkeit ist doch aufregender als der Tatort‘.“
„In unserer Demokratie ist es von essenzieller Bedeutung, dass Journalistinnen und Journalisten recherchieren und Missstände aufdecken“, sagt die Präsidentin des Oberlandesgerichts Celle. „Denn was verborgen bleibt, kann auch von der Justiz nicht aufgearbeitet werden“, so Stefanie Otte. „Deswegen bin ich sehr dankbar, dass Dr. Ingo Malcher uns einen Einblick in seine Recherchen gegeben hat.“
Am Donnerstag, 11. Dezember, ist erneut ein Journalist zu Gast im Oberlandesgericht Celle. Nicolas Büchse hat den Holocaustüberlebenden Albrecht Weinberg viele Jahre lang begleitet und berichtet bei der Vortragsreihe von einem der letzten Zeitzeugen des Menschheitsverbrechens und der Bedeutung des Erinnerns für unsere Demokratie. Es sind noch wenige Karten erhältlich. Weitere Informationen gibt es hier.
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Alina Stillahn - Pressereferentin und stellvertretende Pressesprecherin - Tel.: 05141 206165 |
Zum Auftakt der Vortragsreihe berichtete Dr. Ingo Malcher vom Wirecard-Skandal

