Vortragsreihe Oberlandesgericht Celle
Vortragsreihe
"Perspektiven der europäischen Integration"
Vortag von
Professorin Dr. Renate Ohr
Göttingen
Mittwoch, 17. Februar 2016, 20:00 Uhr
mit anschließendem Empfang
Ein erster Blick auf den europäischen Integrationsprozess der Nachkriegszeit zeigt ein beeindruckendes Bild: Mittlerweile 28 souveräne Staaten haben sich in der EU zu einem Binnenmarkt zusammenge-schlossen mit prinzipiell offenen Grenzen, freiem Handel von Waren und Dienstleistungen, freiem Finanzverkehr, Niederlassungsfreiheit von Unternehmen und grenzüberschreitende Freizügigkeit der Arbeitskräfte. Hinzu kommen eine gemeinsame Agrarpolitik, verschiedene zentrale Unterstützungs-fonds im Rahmen der Regional- und Strukturpolitik, Zusammenarbeit in der Außen- und Sicherheits-politik, im Bereich Umweltschutz und Verbraucherschutz und vielen anderen Bereichen. 19 dieser Länder sind zudem mittlerweile Teil der Eurozone und haben eine gemeinsame Währung. Ein solch enger wirtschaftlicher, aber zum Teil auch politischer Zusammenschluss von nach wie vor souveränen Staaten ist weltweit einzigartig.
Nach über 50 Jahren relativ stetiger Vertiefungs- und Erweiterungsschritte in der europäischen Gemeinschaft zeichnen sich aber seit einiger Zeit auch klare gegenläufige Tendenzen ab: Nach der anhaltenden Diskussion um einen möglichen Austritts Griechenlands aus der Eurozone (Grexit) geht es aktuell um eine noch größere Gefahr, nämlich den möglichen Austritt Großbritanniens aus der EU (Brexit). Und nicht zuletzt die Frage, inwieweit Europa bzw. die EU bei den Herausforderungen durch die Flüchtlingsströme zu einer gemeinsamen und solidarischen Lösung kommen kann, wird entschei-den, ob der europäische Integrationsprozess nicht mittlerweile an einen Wendepunkt gelangt ist. Vor diesem Hintergrund wird sich Renate Ohr in ihrem Vortrag mit der Frage beschäftigen, wodurch der europäische Integrationsprozess gefährdet ist und wie ein weiterer gemeinsamer europäischer Weg aussehen könnte.
Professor Dr. Renate Ohr, 1953, studierte an der Universität Mainz Volkswirtschaft und Jura. Nach dem Examen zum Diplom-Volkswirt, der Promotion (Universität Essen) und der Habilitation (Universität Bochum) war sie zunächst als Professorin für Volkswirtschaft an der Universität Kiel tätig, um dann von 1988 bis 2000 den Lehrstuhl für Außenwirtschaft an der Universität Hohenheim (Stutt-gart) zu übernehmen. Seit Februar 2000 ist sie Inhaberin eines Lehrstuhls für Wirtschaftspolitik an der Universität Göttingen. 2000 – 2009 war sie Direktorin des Centrums für Europa-, Governance- und Entwicklungsforschung der Universität Göttingen, 2005 – 2009 Vorsitzende des Wirtschaftspolitischen Ausschusses des Vereins für Socialpolitik, 2004 – 2012 gewähltes Mitglied im DFG-Fachkollegium „Wirtschaftswissenschaften“, und seit 2012 ist sie Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
Ihre Forschungsschwerpunkte sind die internationalen Wirtschaftsbeziehungen von Volkswirtschaften, insb. die wirtschaftlichen Folgen der Europäischen Integration. Im Zusammenhang mit ihrer Kritik an der (zu frühen) Einführung der Europäischen Währungsunion ist sie seit den 90er Jahren vielfach auch mit Vorträgen, Diskussionen und Zeitungsartikeln an die Öffentlichkeit getreten.
Eintrittskarten sind zum Preis von 5 € im Vorverkauf im Oberlandesgericht, Zimmer 140 (Mo. bis Do. 9:00 bis 15:30 Uhr, Freit. bis 12:00 Uhr)
oder bei freien Plätzen an der Abendkasse erhältlich. Reservierungen werden unter Tel.: 206 204 entgegengenommen.
Es wird gebeten, reservierte Karten bis zum 17. Februar 2016, 14:00 Uhr, abzuholen.