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Oberlandesgericht Celle begeht sein 300. Jubiläum mit feierlichem Festakt in der Celler Union

Heute auf den Tag genau vor 300 Jahren, am 14. Oktober 1711, wurde das Oberlandesgericht Celle unter der damaligen Bezeichnung "Oberappellationsgericht" vom Kurfürsten Georg Ludwig, dem späteren König Georg I. von England, gegründet.

Damit zählt das Oberlandesgericht Celle zu den ältesten Obergerichten Deutschlands. Die Jubiläumsfeierlichkeiten begannen traditionell mit einem öffentlichen ökumenischen Festgottesdienst in der Celler Stadtkirche. Dieser wurde von dem Landesbischof Ralf Meister und dem Bischof von Hildesheim Norbert Trelle gemeinsam gehalten.

Zum feierlichen Festakt in der Celler Union erschienen rund 550 hochrangige Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Justiz und Kultur.

Der Präsident des Oberlandesgerichts Dr. Peter Götz von Olenhusen blickte mit Stolz auf drei Jahrhunderte erfolgreiche Justizgeschichte zurück: "Das Jubiläum markiert zugleich einen Aufbruch in ein neues Jahrhundert des Oberlandesgerichts. Dieses Gericht wird noch viel leisten. Unsere Geschichte verstehe ich als Auftrag, auch künftig im Dienste der Gerechtigkeit zu wirken." Der Niedersächsische Justizminister Bernd Busemann wagte in seinem Grußwort die Behauptung, dem Oberlandesgericht seien durchaus noch weitere 300 Jahre Bestand zuzutrauen: "Das Oberlandesgericht Celle hat sich über die Jahrhunderte hinweg im Gedächtnis der Menschen ein besonderes Vertrauen und eine besondere Akzeptanz erworben. Es hatte die Kraft, auch existentielle Krisen zu überwinden, sich in den Wechselfällen des Schicksals immer wieder zu beweisen und stets das Wichtigste in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen: den Dienst am Recht und am Menschen." Glückwünsche des Bundesgerichtshofs überbrachte deren Präsident Prof. Dr. Klaus Tolksdorf. Dieser hob die große Unabhängigkeit hervor, die das Celler Gericht seit seiner Gründung auszeichnet und erinnerte daran, dass es in Europa weiterhin Länder, wie z.B. Ungarn und die Ukraine, gibt, in denen die richterliche Unabhängigkeit gefährdet ist.

Die Generalanwältin beim EuGH Prof. Dr. Juliane Kokott betrachtete in ihrem Festvortrag die "Regionale Vergangenheit und europäische Zukunft" der mitgliedstaatlichen Gerichte und wies darauf hin, dass der Europäische Gerichtshof auf die Zusammenarbeit mit den nationalen Gerichten angewiesen sei, um die Einheitlichkeit des Europarechts zu sichern.

Einen musikalischen Bogen durch die drei Jahrhunderte schlug ein aus den Reihen des OLG Celle gegründetes Quartett. Schauspieler des Schloßtheaters Celle erweckten in kurzen szenischen Darstellung die Geschichte des Gerichts zum Leben.

Zur Geschichte des Gerichts:

Anlass für die Gründung des Oberappellationsgerichts war die Erlangung der neunten Kurwürde durch die Calenberger Herzöge. Als treibende Kraft gilt der herzogliche Premierminister Andreas Gottlieb v. Bernstorff, der auch das Gericht feierlich eröffnete. Die Kurwürde war mit dem Recht verbunden, für das Kurfürstentum ein höchstes Gericht - Oberappellationsgericht - einzurichten und damit zu verhindern, dass Rechtsstreitigkeiten in letzter Instanz vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und dem Reichshofrat in Wien entschieden wurden.

Celle empfahl sich als Standort für das Gericht aus mehreren Gründen. Zum einen verlor die Stadt Celle mit der Vereinigung der welfischen Herzogtümer Lüneburg und Calenberg ihre herzogliche Residenz an Hannover. Die freiwerdenden Räumlichkeiten der Justizkanzlei boten sich ebenso an, wie es ein Anliegen des Herzogs war, der Stadt Celle eine Kompensation für die erlittenen Einbußen zu gewähren. Aus dieser Standortentscheidung ist eine mittlerweile 300 Jahre währende Symbiose zwischen der Stadt Celle und seinem Oberappellationsgericht bzw. Oberlandesgericht erwachsen. Die Residenzstadt wurde in der nachfolgenden Zeit zur Juristenstadt. Zahlreiche bedeutende Juristen waren als Richter am Oberappellationsgericht bzw. Oberlandesgericht Celle tätig, so z.B. Adolph Freiherr von Münchhausen, der Mitbegründer und erste Kurator der Universität Göttingen, Ludwig Windthorst, der spätere Anführer der Zentrumspartei oder Gottlieb Planck, einer der maßgeblichen Mitautoren des Bürgerlichen Gesetzbuchs.

Festakt
v.l.n.r. Klaus Tolksdorf, Peter Götz von Olenhusen, Juliane Kokott, Bernd Busemann
Presse
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